Zur Ernährungstherapie kommt (fast) keiner, wenn nicht ein bestimmter Schmerzpunkt bereits erreicht wurde. Hier ist es ganz egal, ob es sich dabei um einen körperlichen oder einen emotionalen Schmerz handelt. Aber schauen wir uns das Ganze doch mal etwas genauer an.
Wo ist mein Fokus?
Wenn ich durch die Gegend laufe oder fahre, ist mein Fokus oft ganz klar erkennbar: Ich sehe überall dicke Menschen. Was macht das mit mir? Es macht mich traurig. Und es ruft mein Helfersyndrom auf den Plan. Ich würde diesen Menschen so gerne helfen. Ihnen eine genussvolle Ernährung zeigen, mit der sie auch tatsächlich abnehmen. Nicht schnell, aber stetig und anhaltend. Mein Mann erlaubt sich dann oft einen Scherz mit mir und fragt, ob ich meine Visitenkarte gerne wieder übergeben würde. Ja, das würde ich tatsächlich gerne.
Wann ist ein Mann noch attraktiv?
Gerade heute sind wir wieder an zwei Männern auf Fahrrädern vorbeigefahren. Was sehe ich zuerst? Den dicken Bauch. In dem Moment kam in mir der Impuls hoch, meinen Mann zu befragen. Meine Frage war: Wie fühlt sich ein Mann mit einem dicken Bauch? Er meinte dazu nur: Normal. (Mein Mann ist übrigens sehr schlank.)
Mir gingen verschiedene Dinge durch den Kopf: Wie können sich diese Männer noch attraktiv fühlen? Was meinen ihre Frauen dazu? Sind diese ähnlich aufgestellt? Ist diesen Männern einfach alles egal?
Bauchfett und Gesundheit
Weiter oben hatte ich mein Helfersyndrom erwähnt. Mir ging es gar nicht darum, dass es nicht unbedingt ästhetisch aussieht. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Mir ging es um den gesundheitlichen Aspekt.
Und schon steckten mein Mann und ich in einer Unterhaltung über das Bauchfett. Ich habe ihm erklärt, dass Bauchfett völlig ungünstig ist für die Gesundheit. Er wollte wissen, wieso?
Ich habe erstmal etwas ausgeholt: Normalerweise sammelt sich das Fett bei den Frauen überwiegend an den Oberschenkeln (erst später am Bauch) und bei den Männern direkt am Bauch. Viele sprechen ja auch ganz stolz von ihrem Bierbauch. Oder das da viel Arbeit drinsteckt. 🙈
Wusstest du aber, dass Bauchfett das schädlichste Fett schlechthin ist?
Das liegt daran, dass das Bauchfett unnötige Hormone und entzündungsfördernde Faktoren produziert. Diese bringen es mit der Zeit fertig, deinen ganzen Körper durcheinander zu wirbeln.
Bauchfett und Entzündungen
Meinem Mann habe ich es an einem kleinen Beispiel erklärt: Ich selbst habe Hashimoto. Das ist die chronische Schilddrüsenentzündung. Ganz viele Menschen leiden darunter. Wenn ich also nun viel Bauchfett habe, produziere ich viele entzündungsfördernde Faktoren. Das ist dann so, als würde ständig wieder Öl ins Feuer gegossen werden. Das heißt, das Feuer in meiner Schilddrüse wird ständig wieder angefacht. Es kann nicht zur Ruhe kommen. Genauso ist es natürlich mit allen anderen Entzündungen auch: sowohl im Darm als auch in deinem ganzen Körper.
Bauchfett und Krankheiten
Bauchfett ist jedoch auch der Wegbereiter für viele weitere Erkrankungen. Bauchfett macht den Weg frei für Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck, erhöhte Blutfett- und Cholesterinwerte, Herzinfarkt), Probleme mit dem Gelenkapparat (z.B. Arthrose).
Hier könnte schon ganz viel vermieden werden. Beziehungsweise noch schnell das Ruder herumgerissen werden, bevor es wirklich gefährlich wird. Aber es geht meist nicht alleine. Stark übergewichtige Menschen nehmen sich immer und immer wieder vor, abzunehmen. Aber sie scheitern fast immer. Das liegt oft an Halbwissen, aber vor allem am Umsetzen im Alltag.
Und genau dafür bin ich da. Ja, ich koste Geld. (Schließlich muss ich trotz meines Helfersyndroms von irgendetwas leben.) Aber es lohnt sich. Und meine Erfahrung ist, dass diese Investition sich zukünftig bezahlt macht. Beispielsweise ist natürliches Essen viel günstiger als Fertiggerichte und Fast Food. Und mit der Zeit werden auch weniger Lebensmittel benötigt. Denn der Magen schrumpft und du bist viel schneller satt. Weniger Hunger, weniger Lebensmittel einkaufen, Geld sparen. Klingt logisch, oder?
Steigere dein Wohlbefinden!
Dein größter Gewinn ist jedoch, dass du dich endlich wieder besser fühlst. Dass du auf einmal nicht mehr das Gefühl hast, du kannst dich kaum bewegen. Oder dir geht es einfach besser, weil du weniger Bauchschmerzen hast. Du weniger Tabletten nehmen musst, die dir sowieso nie richtig bekommen sind.
Aber wie war das jetzt mit deinem Schmerzpunkt? Tja, solange du dich halbwegs wohlfühlst, fällt der Gang zur Ernährungstherapie schwer. Vielleicht denkst du auch immer noch, dass du es auch alleine schaffen kannst. Erfahrungsgemäß muss ich dir leider sagen: Wahrscheinlich nicht. Am Anfang klappt das oft recht gut, aber dann kommt der verfluchte Jo-Jo-Effekt. Denn du hast über kurz oder lang keine Lust mehr, hungrig und knurrend durch die Gegend zu laufen. Und auf alles verzichten möchtest du natürlich auch nicht. Verstehe ich. Das ist nämlich leider auch der falsche Ansatz. Mir ist wichtig, dass du schön satt bist, leckere Sachen essen kannst und dabei auch noch abnimmst. Wie klingt das für dich?
Der Arzt sagt …
Viele kommen erst zu mir, wenn der Arzt hier Tacheles redet. Wenn der Arzt keine Tabletten, Spritzen und ähnliches mehr verschreiben möchte. Sondern wenn der Arzt sieht, dass hier dringend eine Ernährungstherapie nötig ist. Denn viele Krankheitserscheinungen können durch eine Ernährungstherapie vermieden, verbessert oder behoben werden.
Oder es ist tatsächlich ein körperlicher Schmerz vorhanden, der sich einfach nicht mehr ausblenden lässt. Zum Beispiel bei Arthrose im Knie. Überlege dir einfach mal, wie stark deine Knochen durch das hohe Gewicht täglich überlastet werden. Kein Wunder, dass deine Knie irgendwann streiken. Und leider nicht nur die. Und welche Freude es für deine Knochen sein kann, wenn hier plötzlich 10, 20, 30 oder gar 50 Kilo weniger Gewicht drauf sind. Denk einfach mal drüber nach.
Hier noch eine kleine Gedankenhilfe. So erkläre ich es auch immer meinen Patienten. Wir bleiben mal bei einem einfachen Beispiel: Stell dir vor, du hast 10 Kilo Übergewicht. Ein Päckchen Butter hat 250 Gramm. Ich packe dir also 40 (!!!) Päckchen Butter in einen Rucksack. Den ziehe ich dir auf und schicke dich damit los. Was denkst du, wie sich das anfühlt?? Und wie toll es ist, wenn du diesen Rucksack wieder abgeben kannst.
Emotionale Auswirkungen
Wenn du unter körperlichen Symptomen wie Bauchschmerzen, ständigem Durchfall oder Dauerübelkeit leidest, ist dein Schmerzpunkt klar abgrenzbar. Dein Körper schreit nach Hilfe. Und dann gehst du zur Ernährungstherapie. Denn du weißt, nur dort kann dir geholfen werden.
Aber was ist, wenn du den direkten Schmerz gar nicht spüren kannst? Nehmen wir als Beispiel Adipositas, also starkes Übergewicht. Vielleicht redest du dir selbst ein, dass das gar nicht so schlimm ist. Vielleicht hast du auch ein ganz anderes Selbstbild von dir.
Dennoch spürst du verschiedene Auswirkungen in deinem Leben, die dein Übergewicht mit sich bringt. Beispielsweise kannst du nicht all diese hübschen Sachen von der Stange kaufen. Vielleicht frotzeln auch deine „Freundinnen“. Von wegen, du solltest in der Zeltabteilung einkaufen. Oder du musst in ganz spezielle Geschäfte gehen, die zum einen sauteuer sind und zum anderen auch nicht wirklich so die Brüller an Klamotten haben. Wie fühlst du dich dabei?
Studien haben auch gezeigt, dass stark übergewichtige Menschen viel mehr berufliche Probleme haben als schlanke Menschen. Ihnen wird oft automatisch unterstellt, dass sie beispielsweise keine Disziplin hätten. Und zum Repräsentieren werden sie auch nicht gerne genommen.
Gerade in jungen Jahren kommt es auch oft zu Ausgrenzungen im Umfeld. Viele Dinge sind auch einfach unmöglich aufgrund der Leibesfülle. Die Bewegung fällt schwer. Sport ist oft ein Unding. Und dann noch dieses ständige Schwitzen.
Was macht das alles mit deinem Selbstwertgefühl? Viele verstecken sich. Machen sich klein. Wären am liebsten unsichtbar. Der Blick in den Spiegel wird gemieden.
All das muss nicht sein! Es gibt für alles eine Lösung.
Kein Hau-Ruck-Experiment, sondern eine fundierte, auf dich angepasste Ernährungsoptimierung.
Praxisbeispiele
Eine Patientin kam zu mir wegen Übergewicht. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Gelenkbeschwerden hatte sie auch schon. Und sie hatte ein Schreckgespenst vor Augen: Diabetes Typ 2! Ihre Mama war nämlich davon betroffen und so wollte sie nicht enden. Was war ihr Schmerzpunkt? Im Prinzip gab es bei ihr zwei: die Schmerzen und die Angst.
Ein junger Mann kam zu mir in die Praxis. Er wog über 150 Kilo. Auch er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Sein Ziel war es, abzunehmen. Der Schmerzpunkt war nicht ganz klar umrissen. Aber die Ergebnisse nach fast 50 Kilo Gewichtsverlust: eine neue Freundin, eine Festanstellung im Beruf. Und natürlich ein enorm gesteigertes Selbstbewusstsein. Welches er sich auch unbedingt verdient hatte!
Eine junge Frau kam zur Ernährungstherapie wegen Bauchschmerzen, Übelkeit, Sodbrennen. Sie hatte bereits eine zweijährige Odyssee bei allen möglichen Ärzten hinter sich. Niemand konnte etwas finden. Auch ihr Schmerzpunkt war klar erkennbar: Sie konnte kein normales (Ess-)Leben führen. Kurz zusammengefasst: Bei der Ernährungstherapie kam heraus, dass sie von einer Fruktoseintoleranz und einer Sorbitunverträglichkeit betroffen war. Nach einer Ernährungsumstellung veränderte sich ihr ganzes Leben zum Positiven!
Fazit
Der Schmerzpunkt wird von jedem anders wahrgenommen. Er kann sowohl körperlicher als auch emotionaler Art sein. Wichtig ist, diesen auch wahrzunehmen und aktiv zu handeln. Manche Dinge lösen sich nicht von selbst wieder auf. Für manche Dinge benötigst du professionelle Unterstützung. Und genau dafür bin ich da!
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Wenn dir dieser Artikel über den Schmerzpunkt gefallen oder weitergeholfen hat, würde ich mich sehr über einen Kommentar von dir freuen.
Liebe Grüsse, Silvia
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