Ernährungsprotokoll: sinnvoll oder sinnlos

Silvia Berft vor Bücherregal

Ein Ernährungsprotokoll zu führen bedeutet etwas Arbeit. Und Ehrlichkeit. Vor allem dir selbst gegenüber. Denn nur wenn du dir jede Kleinigkeit notierst, kann ich mir als deine Ernährungstherapeutin auch einen realistischen Überblick verschaffen. Und dir dementsprechend bei einer Ernährungsumstellung helfen.

Was hast DU davon?

Ernährungsprotokolle machen es dir möglich, dir selbst ein Bild von deinen Essgewohnheiten zu machen. Dies hilft dir (und mir) dabei, Dinge in den Vordergrund zu ziehen und zu ändern. Es gibt unterschiedliche Situationen, in denen dir ein Ernährungsprotokoll helfen kann. Hier drei Beispiele:

Ohweh, du isst zu wenig!

Etwas im Kopf zu haben ist etwas ganz Anderes als es schwarz auf weiß vor dir zu sehen. Du siehst tatsächlich mal, was du alles so über den ganzen Tag zu dir nimmst. Oder eben auch nicht. Denn immer wieder stelle ich fest, dass viele Menschen, die abnehmen möchten, sogar viel zu wenig essen. Klingt im ersten Moment widersprüchlich, ich weiß. Im Prinzip ist es ganz normal: Du möchtest abnehmen und isst deswegen sehr wenig. Dadurch gerätst du in den sogenannten Hungerstoffwechsel. Und schon befindest du dich im Mühlrad des Nicht-Abnehmens. Dein Körper spart alles, was möglich ist, denn er denkt, du hungerst. Tust du ja auch irgendwie. Aber dein Körper weiß nicht, dass du es freiwillig machst. Er versucht also nur, dir über schwere Zeiten hinwegzuhelfen. Und deswegen nimmst du nicht ab.

Ohweh, du isst zu viel!

Auf der anderen Seite ist es eine Chance zu erkennen, ob du vielleicht doch viel zu viel zu dir nimmst. Und zwar einfach deswegen, weil dir bestimmte Sachen bewusster werden. Ich nehme mal das Beispiel mit dem Süßigkeitenglas. Ich habe es schon von so Vielen gehört. Oft haben liebe Kollegen irgendwo einen Vorrat an Süßigkeiten stehen, die für alle zugänglich sind. Und jedes Mal, wenn du daran vorbeiläufst, greifst du zu. Oft sogar, ohne dir dessen bewusst zu sein. Wenn du ein Ernährungsprotokoll schreiben sollst, achtest du sehr genau darauf, was du zu dir nimmst. Und hier wird dir vielleicht zum ersten Mal klar, wie oft du Zwischenmahlzeiten zu dir nimmst. Denn jedes kleine Fitzelchen zählt als Zwischenmahlzeit. 🙈

Ohweh, du isst das Falsche!

Eine andere Möglichkeit ist, über Ernährungsprotokolle festzustellen, woher möglicherweise deine Bauchschmerzen kommen. Dies ist besonders wichtig bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Hier trägst du zusätzlich noch deine Befindlichkeiten ein. Stell dir vor, du hast gerade überbackenes Gemüse gegessen mit einer Sahnesoße. Hinterher hast du Bauchschmerzen. Du trägst es in dein Protokoll ein. Nachmittags bist du besonders vorsichtig und isst nur einen Joghurt. Aber wieder hast du Bauchweh. Wieder trägst du dies in dein Protokoll ein. Abends gibt es Spaghetti Bolognese (ohne Milchprodukte) und du hast kein Problem. Auch dies trägst du in dein Protokoll ein. Also könnte eine Idee sein, darauf zu achten, ob deine Bauchschmerzen jedes Mal auftreten, wenn du Milchprodukte gegessen hast. Dies wäre dann wiederum meine Aufgabe. ☺️

Nun kannst du anhand deines Ernährungsprotokolls eventuell schon erste „Ernährungsschwächen“ selbst feststellen. Dies ist ein ganz wichtiger Prozess. Selbstverständlich werden wir deine Ernährungsprotokolle auch zusammen durchgehen. Dennoch finde ich es immer wieder spannend, was meine Patienten schon von sich aus entdecken. Wie oft isst du? Was genau isst du? Was davon bewirkt Unwohlsein?

Ravioli mit Parmesan
Essen stärkt nicht nur den Leib, sondern auch die Seele. ♥️

Was habe ICH davon?

Für mich sind deine Ernährungsprotokolle enorm hilfreich. Du bist mit einem Problem zu mir gekommen und meine Aufgabe ist es, dich bei der Problemlösung zu unterstützen. Viele Dinge helfen mir dabei:

  • ein ausführliches Gespräch mit dir
  • ein umfangreicher Fragebogen
  • Laborberichte und Befunde

Und natürlich deine Ernährungsprotokolle. Anhand deiner Ernährungsprotokolle kann ich Folgendes erkennen:

  • Wann nimmst du deine Mahlzeiten zu dir?
  • Wie viele Mahlzeiten gibt es bei dir pro Tag?
  • Wie viel Zeit liegt dazwischen?
  • Was isst du regelmäßig?
  • Wie ist die Verteilung der Nährstoffe?
  • Nach welcher Mahlzeit gibt es Probleme, z.B. Bauchschmerzen, Durchfall?
  • Wie viel trinkst du?

Aufgrund dieser ganzen Informationen kann ich so einiges ableiten und für dich einen Therapieplan erstellen. Umso ausführlicher und genauer deine Ernährungsprotokolle sind, desto schneller und effektiver kann ich dich unterstützen.

Zwei unterschiedliche Ernährungsprotokolle

Ernährungsprotokolle kannst du auf zwei verschiedene Arten führen: als Erinnerungs- oder als Tagesprotokoll. Wobei das erstere oft etwas lückenhaft ist. Das zweite wiederum erfordert etwas mehr Arbeit. Hier kurz zu den Unterschieden:

Erinnerungsprotokoll

Ein Erinnerungsprotokoll schreibst du aus deinem Gedächtnis heraus. Du kannst dich entweder abends hinsetzen und alles aufschreiben, was dir von dem Tag noch einfällt. Oder du schreibst dir beispielsweise morgens alles vom Vortag auf.

Aus Erfahrung weiß ich, dass dies für die Patienten oft nicht so einfach ist. So manches fällt dabei unter den Tisch, da sie sich einfach nicht mehr daran erinnern. Dies ist keine böswillige Absicht, sondern einfach nicht mehr auf dem Schirm.

Tagesprotokoll

Bei deinem Tagesprotokoll schreibst du jedes Mal nach einer Mahlzeit direkt alles auf. So verringert sich die Gefahr ganz deutlich, dass du etwas vergisst. Du kannst es entweder in dein Handy eingeben, in ein spezielles Heft oder einfach auf einem Blatt notieren.

Es ist natürlich auch etwas umständlich, da du dir jedes Mal die Zeit dafür nehmen musst. Aber es ist sehr genau und aussagekräftig. Mein absoluter Favorit.

Beispiel Ernährungsprotokoll

Aber wie schaut nun so ein Ernährungsprotokoll aus? Es ist ziemlich simpel gestrickt. Es gibt auch spezielle Ernährungstagebücher. Hier zwei Beispiele:

Meistens gebe ich meinen Patienten mehrere Formularblätter mit, welche sie ausfüllen und wieder mitbringen können. Bei Online-Beratungen schicke ich die Formulare per Mail.

Hier findest du mein Formular zum Runterladen:

Ernährungsprotokoll

Formular für dein Ernährungsprotokoll (anklicken, dann lädt es sich von alleine)

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Wenn dieser Artikel für dich hilfreich ist, würde ich mich sehr über einen Kommentar von dir freuen. ☺️

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